
Die wundersamen Treppen von Dubrovnik
„Ein Tag in Dubrovnik ist ein hervorragendes Beintraining“, sagte einst ein Besucher unserer Stadt. Steil und eindrucksvoll – wie ein gutes Workout – führen Dubrovniks Treppen zu unerwarteten Entdeckungen und Belohnungen.
An dieser Wahrheit führt kein Weg vorbei: Dubrovnik, das sich an die Hänge eines Hügels schmiegt, ist eine Stadt, in der man den Treppen nicht entkommen kann. Fast wie ein Wahrzeichen für sich, sind die vielen Stufen ein Grund für den Stolz der Einheimischen – ebenso wie ihre kräftigen Beine, die das Resultat dieses täglichen Auf und Ab sind.
Steil, verwinkelt und vom ständigen Begehen glattpoliert, können die Treppen auf den ersten Blick durchaus einschüchternd wirken – besonders, wenn man sie von unten betrachtet. Für Besucher, die aus flachen Regionen kommen oder ihr Leben überwiegend im Auto oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln verbringen, kann der erste Aufstieg tatsächlich eine Herausforderung sein. Allein in der Altstadt gibt es sage und schreibe 5.423 Stufen – private Anwesen nicht mitgezählt, ebenso wenig wie die 1.080 Stufen entlang der Stadtmauer. Klingt das etwas abschreckend? Vielleicht. Doch wer das wahre Dubrovnik entdecken und die versteckten Winkel erleben möchte, in denen das authentische Alltagsleben noch lebendig ist, muss ein wenig Anstrengung in Kauf nehmen.
In der Altstadt pulsiert das Leben in den steilen, senkrechten Gassen. Wer sich ausschließlich auf den flachen Stradun oder die parallel verlaufende Straße Od Puča beschränkt, sieht im Grunde das Gleiche wie alle anderen – Cafés, Geschäfte und andere touristische Anlaufstellen. Doch schon eine Etage höher, und erst recht, wenn man noch weiter hinaufsteigt, verändert sich die Atmosphäre merklich. Alles wirkt weniger kommerziell, echter – und bietet Einblicke in das Leben hinter den steinernen Fassaden.
Als Dubrovnik im Mittelalter seine heutige Gestalt annahm, bestand das Ziel darin, möglichst viel Wohnraum innerhalb der Stadtmauern zu schaffen – deshalb hatten die Häuser keine Gärten. Mit der Zeit übernahmen die Straßen diese Funktion, und so blühen dort bis heute herrliche Blumen und Pflanzen – ja, mitunter sogar ganze Bäume.
Wer mutig ist, sollte sich bis in die Zvijezdićeva ulica auf der Südseite der Altstadt vorwagen – hier blühen die wohl schönsten Hortensien der Stadt in alten Dachziegelgefäßen. Am oberen Ende der Celestina-Medovića-Straße, direkt unter der imposanten Festung Minčeta, findet man einen Basketballplatz mit traumhaftem Blick über die Dächer der Stadt – und gegenüber ein altes Mispelbaum-Exemplar. Wer die Straße Prijeko entlangschlendert, sollte unbedingt in jede der Querstraßen blicken – jede ist anders, jede überrascht mit grünen Oasen vor den Hauseingängen und auf den Balkonen.
Diese Treppen könnten tausende Geschichten erzählen – von ersten Küssen, Liebesgeschichten und Trennungen, von Drinks, Partys und unvergesslichen Nächten. Oft dienen sie sogar als Terrassen für Cafés: dicht gedrängt sitzen Menschen auf kleinen Polstern, achten darauf, genug Platz zum Durchgehen zu lassen, und genießen ihr Getränk. Weiter oben, in der Nähe der Stadtmauer, sitzen Nachbarn zusammen, plaudern bei einer Tasse Kaffee, während Kinder spielen und alte Menschen geduldig Stufe für Stufe bewältigen. Solche Szenen lehren uns, wie das Leben weitergeht – selbst jenseits der eigenen Komfortzone.
Auch außerhalb der Altstadt, in den neueren Stadtteilen, durchziehen Labyrinthe aus engen Gassen und Treppen das Stadtbild. Für Dubrovniker ist es völlig normal, dass man das Auto nicht direkt am Haus parken kann – nach dem Abstellen folgt oft noch ein Auf- oder Abstieg zu Fuß. Auch in unserem Sommersitz „Natali“ sind die Treppen das verbindende Element – sie fügen die verschiedenen Ebenen des Anwesens zu einer harmonischen Einheit zusammen.
In Dubrovnik zu leben bedeutet, aktiv zu sein – und Dubrovnik zu besuchen bedeutet, ein paar aktive Tage zu erleben, die Ihnen mehr geben als jeder gewöhnliche Tag im Fitnessstudio. So herausfordernd es auf den ersten Blick auch wirken mag, und so anstrengend es beim ersten Mal sein kann – ein Spaziergang über die Treppen Dubrovniks führt zu einem Stadtbild, das in keinem Reiseführer zu finden ist: wo sich die Farben der Gassen mit jeder neuen Ladung frisch gewaschener Wäsche im Wind verändern, wo hinter grünen Fensterläden Nachbarschaftsgeheimnisse geflüstert werden – ein Dubrovnik, das sich nur denjenigen offenbart, die bereit sind, die Stufen hinaufzugehen.
Tipp:
Vom Sommersitz „Natali“, direkt unterhalb des Berges Srđ gelegen, führen mehrere Wege in die Altstadt – manche mit mehr, manche mit weniger Treppen. Unsere Lieblingsroute verläuft durch Konali, idyllische Fußwege, die durch private Grundstücke mit wunderschönen Gärten führen. Oben, bei der Station „Depozit“, öffnet sich vor Ihnen ein atemberaubender Panoramablick auf die Altstadt. Von hier steigen Sie hinab in die Straße Uz Posat, die von prächtigen Oleanderbüschen gesäumt ist – und direkt zum Stadttor Pile führt.